Am 31.07.2018 hat mein Rupi-Bär uns verlassen

und ist über die Regenbogenbrücke gelaufen…

Die Hitze hat dem alten Hund immens zugesetzt, aber er ist immer noch gutgelaunt mitge-„laufen“. Die Arthrose und die Spondylose haben dafür gesorgt, dass die Pfoten auch nicht mehr so funktionierten, wie der Opi und wir es uns gewünscht haben: manchmal, wenn die Hinterpfoten die Vorderpfoten überholt haben, haben wir einen kurzen Stopp gemacht, Rupi hat sich gesammelt und dann ging es langsam weiter.

Selbst am Montag ist er auf unserer Bachrunde noch mitgelaufen… Hauptsache dabei … und am Besten mittendrin … das war ihm immer wichtig.

Am Dienstag morgen ging es ihm sehr schlecht und ich wusste wirklich nicht mehr weiter: heulend stand ich auf der Straße und flehte Micha an, mir zu sagen, was ich machen soll. Das war wirklich das erste mal, dass Ruppert sich – nachdem er seine Geschäfte mit Hilfe von uns erledigt hatte – auf die Straße legte und der Gesichtsausdruck sagte:
es langt – ich kann nicht mehr

Viele Menschen werden jetzt sagen, der war doch schon alt, die Entscheidung muss doch – im Sinne des Hundes – leicht fallen… NEIN – dem ist nicht so. Alle Argumente, die der Kopf treffen wollte, wurden durch mein Herz außer Kraft gesetzt: dieser Hund bedeutet mir so viel, dass kann kein Mensch nachvollziehen. Ruppert hat mir das Leben gerettet – ohne ihn würde ich seit 14 Jahren die Adresse Friedhof haben. Andersherum habe ich ihm auch das Leben gerettet, denn das schwarze Monster wäre zum Wanderpokal geworden: er hätte solange zugebissen, bis er eingeschläfert worden wäre.

Wir haben uns damals gesucht und gefunden: an dem Tag, als dieser Hund ins Tierheim Velbert kam, habe ich schon gesagt: „Der ist es. Der kommt zu mir!“ und das habe ich auch durchgezogen. Oli sagte: „Können wir nicht was Einfacheres nehmen?“ Aber ich hielt an der schwarzen Bestie fest. Ich war Gassi-Gänger im Tierheim und lernte Ruppert seht gut kennen, mit allen seinen Macken – und er hatte einige. Das Tierheimpersonal traute sich an ihn gar nicht ran: abtrocknen und Zecken zeihen überließen sie mir. Geimpft wurde er durch die Gitterstäbe seines Zwingers, in dem man ihn an die Leine nahm, die Leine wurde durch die Gitterstäbe gezogen und Ruppert wurde mit der Leine an die Gitter gezerrt, wo er von der Tierärztin die spritze erhielt… Ja, der Kleene war schon ein lustiger Zeitgenosse 😉

Dann starb Oli und ich zog in eine Hunde-kompatible Wohnung, direkt um die Ecke meiner Arbeit: der Weg war frei für Rupi…

Als ich im Tierheim vorsprach, bekam ich zu hören, dass sie mir den Hund nicht geben wollten: „Sie wissen doch, wie der ist. Kommen sie ruhig jeden Tag hierhin du gehen mit ihm Gassi, aber sie bekommen ihn nicht“ …
Da stehste erst einmal da und bist baff, aber ich bin ja nicht auf den Mund gefallen und sagte ihnen, dass ich den Hund dann klauen würde, da ihn ja sonst keiner haben will; das wirkte…

So kam eine Vorbesichtigung und am 17.06.2004 habe ich Rupi zu mir geholt!!

Unsere Beziehung stand zwischendurch immer mal wieder auf Messers Schneide: wie oft wollte dieser Hund mich fressen – und ich ihn umbringen; besonders als Ruppert ganz im Anfang, nach Jonas geschnappt hat: Jonas wollte im Tschüß sagen, beugte sich über ihn, um ihn zu umarmen und da hat Ruppert aus Panik zugebissen… ich bin gestorben: worst case ever… :
danke an meine Engländer, dass ihr uns noch eine Chance gegeben habt und das Jonas ihm verziehen hat.

Wir haben beide voneinander gelernt und vor allem haben wir gelernt, einander zu vertrauen, oder ein Management aufzubauen, welches und beiden geholfen hat, normal miteinander umzugehen: der Maulkorb war unser ständiger Begleiter – bis ins sehr hohe Alter. Er ist in letzten Wochen hat er es ertragen, Hilfe anzunehmen und sich ohne Mauli tragen zu lassen, selbst von Micha.

Urlaub machten wir nur noch da, wo wir beide willkommen waren, Freunde, die Ruppert nicht mochten, mochte ich dann auch nicht mehr, Restaurants mit Hunde-Verbot bekamen mein Geld (und das Geld meiner Familie) nicht. Mein Tagesablauf richtete sich nach der Hundeuhr und ich wurde fit, denn was haben wir Kilometer gemacht, mein Herzhund. Sämtliche Wanderführer aus dem bergischen Land wurden gekauft und abgewandert, immer wieder neue Eindrücke für Hund und Frauchen. Wie viele Kilometer ist er in Rhein und Ruhr hinter seinem Igel hergeschwommen, hat seinen Igel aus reißenden Gewässern gerettet (und auch Spielzeug von anderen Hunden). Wie oft hat er mir geholfen, anderen Hunden zu helfen, in dem er als Therapiehund gearbeitet hat – auf den Punkt genau wusste er, was zu tun ist. Wie oft waren wir in Großbritannien unterwegs und hatten lustige Begegnungen mit Zöllnern, die ein wenig Angst vor dir hatten „Is it a nice dog?“ „Sometimes!“ und so lernte ich deinen Chip auszulesen, weil sich keiner an dich ran traute 🙂

Was haben wir für liebe Menschen und Hunde auf unseren Wegen kennengelernt, die immer noch zu meinen und seinen besten Freunden gehören/gehörten.

Ruppert war in schönen und schlechten Tagen an meiner Seite – IMMER (wenn es möglich war)

Er hat mir über Olis Tod und die schlimme Zeit danach geholfen, er war da als Martin im sterben lag – dieser Hund hat es fertig gebracht auf dem Friedhof auf die Wiese zu laufen, wo Martin beerdigt worden ist, und sich genau auf der Stelle zu wälzen, wo Martin liegt, jedes mal. Er war an meiner Seite, als ich Micha geheiratet habe – sogar mit Schlips. Er (und Connor) haben meiner Mama  und vielen anderen alten Menschen im St.Hildegardis-Heim Freude geschenkt und uns Trost. Papa hat sich bsi zum letzten Tag immer gefreut, wenn wir mit allen Hunden bei ihm aufgetaucht sind: seine schönen Hunde !!

Ruppert hat auf mich aufgepasst: einmal hat Micha versucht, sich abends leise in seine Wohnung zu schleichen: Ruppert hat ihn so dermaßen angeknurrt, dass Micha das nie wieder getan hat. Mit Rupi habe ich mich auch getraut durch den dunkelsten Wald, die  miesesten Ecken zu gehen: wir waren unschlagbar, unangreifbar.

Dann wurde mein Öpchen langsamer, die Pfoten wollten nicht mehr und die Energie wurde weniger. Das Powerpaket wurde handzahm, konnte aber immer noch aufdrehen, wenn er es für nötig hielt: z.B. bei unserer Hundefriseurin hat er 1 Stunde lang versucht uns beide zu fressen. Als er fertig war, schüttelte er sich den Stress ab und verlangte artig nach einem Leckerchen 🙂
Das Treppen steigen wurde zur Last und so trugen wir ihn die Treppen erst nur runter – rauf ging mit Hilfe noch – und dann in beide Richtungen. Er genoss es, bei uns im Bach zu stehen, uns beim Arbeiten, Schmitti beim Spielen zu zuschauen, zwischendurch seine Streicheleinheiten zu bekommen und dann wieder rein, auf sein Deckchen zu schleichen, um gemütlich einzuschlafen und selig zu schnarchen – ich vermisse das Schnarchen ganz dolle, es fehlt neben meinem Bett…

Das Fressen klappte auch nicht mehr so gut: Katzenfutter wurde immer bevorzugt, was dazu führte, dass Ruppert mehr die Katzenpötte leer macht und sein Essen in Schmitt verschwand, der nun dringend abnehmen muss 😉 So haben wir immer einen Klecks Katzenfutter auf sein Fleisch gepackt und ich habe ihn Häppchenweise gefüttert. Ich glaube, Rupi hat das Gefüttert werden genossen.

Gassi machen klappte bis zum letzten Tag einigermaßen. Rupi lief zwar ein wenig aus, meldete sich aber bis zum letzten Tag, wenn große Geschäfte anstanden und er gaaaanz dringend Pippi musste. Durch die Sp0ndylose lief er zum Schluss mehr aus, aber das haben wir mit eine schicken Rüden-Windel in den Griff bekommen – außerdem habe wir eine Waschmaschine.

Und dann kam der 31.08.: ich war schon lange nicht mehr so verzweifelt: was tun? Micha schlug vor zum TA zu fahren und eine externe Meinung einzuhören und dann ggf. den TA abends kommen zu lassen, um Ruppert dann gehen zu lassen. Diese Vorstellung erzeugte bei mir Gänsehaut: erst hin, dann wieder zurück und ihn noch bis abends leiden zu lassen, wollte ich auf keinen Fall. So entschlossen wir uns ganz schweren Herzens, Ruppert die Chance zu geben, selber einzuschlafen: wir trugen ihn auf sein Deckchen und ließen ihn schlafen; ich bin ein paar Stunden in die Firma gefahren, konnte mich so du so nicht konzentrieren und war mittags wieder zu Hause:

Rupi war ein Stück von seinem Deckchen gekrabbelt und atmete schon flach, aber sehr gleichmäßig. Ich ahbe kurz die anderen Jungs gelüftet und habe mich dann auf eine Decke neben Rupi gelegt, habe ihm noch ein wenig Wasser ins Maul und auf die Nase geträufelt, habe ihn gestreichelt und gekrault und habe heulend ihm viele Sachen erzählt. Jack kam zu mir uns rollte sich bei mir ein, roch an Rupi und blieb artig liegen, Schmitti kam und legte sich als Aufpasser in die Tür zwischen Esszimmer und Küche…

Und so lagen wir 4 auf dem Boden und ich erzählte Rupi aus unseren gemeinsamen Erinnerungen. Zwischendurch zuckte Rupi, wie im Traum mit seinen Pfoten, streckte mehrmals den Kopf nach hinten und atmete ruhig weiter, wurde aber immer langsamer. Seine schönen Augen zuckten und verdrehten sich, seine Vorderpfoten schlugen mehrmals nach hinten aus…

Dann fingen unsere kleinen Border an zu spielen und ich wusste, dass Rupi gegangen war: mein Herzhund ist über die Regenbogenbrücke gelaufen und ist nun wieder schmerzfrei jung und spielt mit seinen Hundekumpels, die schon alle vorgelaufen sind.

Mein geliebter Ruppert:  ich sage D A N K E
… für 14(!) Jahre Vertrauen und Freundschaft
… dass du damals in mein Leben getreten bist und mich gerettet hast
… dass ich dich retten durfte
… dass du in vielen Dingen meinen Horizont erweitert hast
… dass ich durch dich so viele tolle Menschen und Hunde kennengelernt habe

… und DANKE, dass du am 31.07.2018 auf mich gewartet hast, damit ich deine Pfote halten konnte, wie versprochen, bis zum letzten Atemzug, mein Freund!

12 Gedanken zu „Am 31.07.2018 hat mein Rupi-Bär uns verlassen“

  1. Ach Petra, das hast du sehr schön geschrieben. Gelesen hätte ich es besser nicht! Jetzt sitze ich hier und heule, und jeden Moment könnte ein Mandant anklingeln.
    Du wirst Rupi nie vergessen. Er wird dein Herzhund bleiben und du wirst ihn immer ein kleines bisschen vermissen. Irgendwann tut es nur nicht mehr ganz so weh, wenn du an ihn denkst. Mir geht es mit meiner Abi so. Herzhund bleibt Herzhund <3!
    Fühl dich gedrückt und freu dich über die beiden anderen Jungs. Es hilft ungemein, wenn da noch andere Wuffis sind, die dich auch brauchen.
    Tina

    1. Liebe Tina,
      danke für deine lieben Worte; ich weiß, dass es dir mit deinem Mädels genauso geht.
      Fühle dich gedrückt und puschel deine Wuffel.
      Petra

  2. Liebe Petra,
    Was für ein schöner Nachruf! Jetzt sitze ich hier schluchzend und möchte gar nicht dran denken, wie es bei uns werden wird.
    Und wenn ich nicht selbst Zeugin bei den Haarschneideaktionen gewesen wäre, dann würde ich ja kaum ein Wort glauben, von dem garstigen Rupi, den du hier manchmal beschrieben hast. So ein guter Hundekumpel, der immer gerne mit möglichst vielen anderen Fellnasen unterwegs war und nie genug vom Spielen hatte. Und Felix und Limus gezeigt hat, wie man Igel aus der Ruhr rettet und an welchen Stellen man richtig springen muss, damit die gute Frisur auf dem Kopf nicht unter Wasser gerät. Unsere Hundekumpels! Nicht schön, wenn sie immer älter und schwächer und kränker werden. Ganz Liebe Grüße!

    1. Liebe Claudia,
      vielleicht habe ich durch meinen Papa einiges über das Altern gelernt:
      Geduld – es geht mit den kaputten Knochen und der geistigen Verwirrtheit alles nicht mehr so schnell
      Bewegung – auch wenn alles „etwas“ länger dauert, muss gelaufen werden; ansonsten setzt Rost an und dann geht nichts mehr
      Körperkontakt – gaaanz wichtig, damit gespürt wird, dass man geliebt wird
      geistigen Input und Ansprache – und wenn es nur Kleinigkeiten sind, die das Hirn anstrengen: der Muskel muss auch trainiert werden
      Und das hat Rupi geholfen, er war immer dabei – wie unser gemeinsames ganzes Leben. Ganz zum Schluss haben wir ihn auch mal schlafen lassen und sind mit den Kleenen laufen gegangen.
      Jeden Tag, jede Sekunde mit den Jungs genießen.
      Puschel die Hundejungs von mir.
      Dicken Kuss
      Petra

  3. Liebe Petra. Als ich dich vor ca 11 Jahren kennen lernte war der Rupi schon ein ganz feiner Hund. Weniger interessiert an der Umgebung als an seinem Ball und natürlich seinem Frauchen. Weißt du noch wie Beele ihm mit aller Macht beibringen wollte was ein feiner Rüde mit einem ebenso feinen(Pardon heißen ) Mädchen tun könnte? Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen auch wenn Beele ihn fast vergewaltigte. Er muss wohl gedacht haben was will die verrückte Nudel von mir? Wir haben sosehr über die beiden gelacht. Ihr wart so ein tolles Gespann und ich habe oft in den letzten Jahre euch auf den Spaziergängen vermisst. Aber du hast deinen Traum gefunden und nun lebst du ihn. Rupi wird immer an deiner Seite und in deinem Herzen sein. Ich trauere ehrlich mit dir und drück dich. Aber ich glaube fest daran dass Rupi wusste wann der Zeitpunkt gekommen war an dem er dich zurück lassen könnte. Er wusste dich nun in guten Händen. Du hast ihn über alles geliebt und er dich. Soll er jetzt in Frieden ruhen. Er bleibt ja dein Herzenshund. Fühl dich gedrückt. Ich wünsche dir alles liebe.
    Liliane

    1. Liebe Liliane,
      oh, ich entsinne mich. Was hat Bele Ruppert angebaggert und er fand sie echt nervig. Erst als Rasmus auf Beles Annäherungsversuche einging, aber nicht wusste, was er mit dieser netten Dame anstellen sollte, hat Ruppert ihn mit dem Blick „Geh mal zur Seite und lerne“ weggeschoben und dann Bele bestiegen. Tja Bele, er ist dann dich nicht der Vater deiner Welpen geworden 🙂
      Und wenn sie kein „Hotdog“ war, fand sie uns furchtbar und machte große Bögen um uns.
      Danke für deine lieben Worte, ich grinse und erinnere mich an die tolle Zeit.
      Dicken Kuss nach Wichlinghausen
      Petra

    1. Das wollte Rupi auch nicht.
      Ihr beide habt auch super -nach dem Jonas-Vorfall – zueinander gefunden. Ich weiß noch, wo du ihn mit Lunge gefüttert hast und ihn auf deinen Sessel gelockt hast und er dann nachher auf dir lag, ich habe echt die Luft angehalten, du Verrückter.

  4. Sehr schöne Erinnerungen. Wusste gar nicht, dass er so ein wilder war? Toll, dass ich ihn wenigstens in den letzten Monaten noch einmal kennenlernen durfte! Ruhe in Frieden kleiner Rupi!

  5. Hallo Petra,

    jetzt muss ich auch ein bisschen weinen. Unser Beileid. Er war wirklich besonders und eigentlich habe ich ja Angst vor Hunden, aber bei Rupi war ich vorsichtig, weil du uns vorgewarnt hast. Wenn er einen aber mit seinen warmen Augen anblickte, hatte ich nie Angst vor ihm. Mein Kommentar kommt spät, weil ich schon lange nicht mehr in dein Haustagebuch geschaut habe. Ferien halt.
    Ich freue mich auf unser Treffen.

    Liebe Grüße Simone und die Jungs

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