Onkel Heinz ist gestorben

Onkel Heinz auf seinem 90. Geburtstag

11.10.1925 – 27.01.2018

92 Jahre alt, der Bruder meines Opas Glückman

Wir wollten eigentlich Ende letzten Jahres ein Familientreffen machen und wir hätten uns alle auf Onkel Heinz gefreut.

Nun machen wir das Treffen leider ohne ihn, werden uns aber alle mit Freude und Liebe an diesen „alten“ Herrn erinnern:

Der Tod kann uns liebe Menschen nehmen,
aber nicht die Liebe und Erinnerung an ihn

Papas Beerdigung

Was hatte ich Angst vor diesem Tag…

Morgens haben wir unsere Gestecke von Ute abgeholt und sind dann zum Friedhof gefahren. Dort erwarteten uns schon wirklich viele Menschen, die alle von Papa Abschied nehmen wollten: Verwandte, seine Nachbarn und Freunde, Kollegen und viele Judokas. Papa hat in seinem Leben viele Laufbahnen von Menschen berührt; trotzdem war ich sehr gerührt, wie viele Menschengekommen waren.

Der Pastor hat eine wunderschöne Rede gehalten und einer der ersten Düsseldorfer Judo-Weggefährten – Hartmut Riedrich – hat einige Anekdoten aus Papas Leben erzählt – der Pastor musste ihn stoppen, sonst würden wir wahrscheinlich jetzt noch den Geschichten lauschen :-).

Es war eine schöne Trauerfeier und Beerdigung. Darf man das sagen?

Anstelle von Kränzen und Blumenschmuck, wurde für die SOS Kinderdörfer gespendet, was Papa immer sehr am Herzen lag.

Vielen lieben Dank für die lieben Worte, die schönen Erinnerungen, die Umarmungen und das Da-Sein von unseren Verwandten, den „alten“ Nachbarn, den Freunden und Kollegen und den Judokas. Ich denke, dass unser „Schleifen“-Spruch zutrifft: Papa, wir vergessen dich nicht und wir werden uns wieder sehen; dauert aber (hoffentlich) noch was…

 

 

Ein bisschen Angst vor morgen

Morgen ist die Beerdigung und umso näher der Termin rutscht, um so unausstehlicher – finde ich – werde ich. Danke Micha, dass du mich erträgst und danke Bine, dass du soviel vorbereitet hast.

Die letzte Woche ist wie in Watte verpackt verstrichen. Gut, dass wir bei uns soviel zu tun haben und so habe ich viel Hecke geschnibbelt und gestern haben Micha und ich olle Zaunpfähle mit dem Trecker rausgezogen; ich bin gefahren.

Das Hüten tut auch ganz gut, da ich dabei gut abschalten kann; außerdem sind Schmitti und ich am Samstag gelobt worden: wir würden das echt gut machen… Danke Frank, haben ja auch einen guten Lehrer.

Gestern bin ich sogar noch in die Firma gefahren, um etwas zu regeln. Micha bekam eine Führung, der Fehler wurde behoben und wieder etwas Zeit mit Arbeit und nicht mit Denken gefüllt…

Ich weiß, dass morgen nur eine Hülle beerdigt wird und das nicht Papa ist; der ist nun glücklich und frei, aber trotzdem bin ich so mit Gedanken voll, leider auch mit diesen doofen Gedanken, mit denen man sich selber quält: „Haben wir alles gemacht, dass es ihm gut ging?“
„Warum wurde er so gebeutelt? Das hat er echt nicht verdient.“

Warum ist die Banane krumm? Da muss ich noch von wegkommen, denn ich denke, dass Bine, Andi, Micha, die Hundejungs und ich ihm noch einige schöne, lustige Stunden bereitet haben.

 

Die Familie liegt nah beieinander

Wenn wir damals gewusst hätten, dass unsere Familie in so kurzer Zeit so viele Angehörige verliert, hätten wir damals evtl. anders geplant.
Wir haben uns damals für Rasengräber entschieden: pflegeleicht für die Eltern bei Martin und für Papa bei Mama.

 

So liegt Marin im Feld 44, Mama in 55.

Wir sind gestern mit unserem Bestatter und einen netten Herrn der Friedhofsverwaltung über den Friedhof spaziert und haben für Papa ein „nettes Plätzchen“ gefunden: zwischen Mama und Martin in Feld 48

Mein Papa hat es geschafft

Friedhelm Glückmann
18.12.1932 – 29.07.2017

Samstag morgen bekam ich einen Anruf aus dem Heim, dass es Papa nicht gut geht. Ob sie den Bereitschaftsarzt rufen sollen oder ihn direkt ins Krankenhaus bringen sollen… Bine und ich haben und vor kurzem mit einem Arzt darüber unterhalten, was wir tun sollen, aber ich wollte noch einmal mit Bine Rücksprache halten und rief sie an. 5 Minuten später rief ich das Heim zurück und eine Schwester teilte mir mit, dass Papa in den 5 Minuten ganz ruhig eingeschlafen ist……….

Auch, wenn wir schon darüber geredet haben und wenn man den Zerfall sieht und eigentlich weiß, dass die Zeit abzählbar geworden ist, war es trotz allem ein Schock: so schnell.

Wir wollten uns nachmittags bei ihm treffen und wieder mit ihm Eis essen gehen; das hat er geliebt. Bine war Freitag noch mit ihm im Cafe des Haus Horst. Da war es schon nicht gut drauf. Aber er hat sich immer für uns zusammen genommen, kein Klagen, kein Meckern. Er war so genügsam. Wir wollten ihm alles so angenehm , wie möglich machen und fragten ihn immer, ob er noch etwas bräuchte, ob er Wünsche hat. Nein, es war immer alles in Ordnung. Er hat nie zugegeben, dass er Schmerzen hat – und er muss Schmerzen gehabt haben: Oberschenkel-Halsbruch, Rückenwirbel angebrochen, wahrscheinlich einen wunden Hintern, vom ewigen Liegen, Nierenstein, etc. – aber er hat nie gejammert, hat eher noch seine „blöden“ Sprüche losgelassen……….

Die letzten Wochen waren für ihn echt schlimm, denn er konnte – warum auch immer – nicht mehr richtig schlucken; so schmeckt auch sein geliebtes Eis und Kuchen nicht mehr und Essen macht überhaupt keinen Spaß mehr. Und er hat gut und gerne gegessen: ein Lieblingsbild von mir ist, wie er im Heim seinen Teller mit Bütterchen bekommen hat, seinen Becher Tee (lieber als Kaffee) und dann, wie ein kleiner Junge, die Bütterchen gemümmelt und zwischendurch den Tee geschlürft hat. Dann sah er (fast) glücklich und sehr zufrieden aus.

Wenn ich bedenke, dass er erst letztes Jahr in seinem Haus gestürzt ist (13.Mai), einen Monat später ins Heim gekommen ist (13.Juni), bin ich entsetzt: Was? Das ist alles NUR 1 Jahr her?

Das Jahr war so vollgepackt mit einer Hoibsbotschaft nach der anderen: wie oft war der arme Kerl im Krankenhaus… Dann ging es leicht aufwärts und schon passierte wieder etwas Unerwartetes. Er rannte im Dezember noch mit seinem Rollator durchs Heim und mischte alle mit seiner guten Laune auf. Bei den Quiz-Veranstaltungen wurde er schon nicht mehr drangenommen („Herr Glückmann, lassen sie doch auch mal die anderen…“), ging aber trotzdem hin. Im Dezember wollten wir ihn zu einem Konzert von Bines Afrika-Chor abholen, hatten den Termin extra in seinen Kalender geschrieben: Zimmer dunkel, kein Papa da. die Schwestern meinten, dass er gerade noch beim Bingo gewesen wäre, aber jetzt? Keine Ahnung. also durchforsteten wir das Heim und fanden ihn mit einem Herrn und einer Dame gaaaanz hinten in einer der Kuschelecken beim Mühle spielen du wurden erstaunt mit den Worten „Was macht ihr denn hier?“ begrüßt. als ihm dann klar wurde, dass wir eine Verabredung zum Konzert haben, verabschiedetet er sich formvollendet du wir konnten endlich los. Beim Konzert ließ er es sich auch nicht nehmen stehend mit zu klatschen. Den Afrika-Chor hat er auch geliebt.

Ach, die Tränen steigen schon wieder hoch…

Wir hatten viele Auseinandersetzungen und zwischendurch habe ich echt geglaubt, dass wir das nicht mehr hinbekommen, aber die letzten Jahre hat sich viel geändert. Durch Mamas Krankheit und Papas Versuche, ihr zu helfen, ist unsere Beziehung ganz anders geworden. Ich hätte NIE gedacht, dass es mir nichts ausmacht, ihn an- und auszuziehen und andere pflegerischen Maßnahmen vorzunehmen. Ich hab mich damals noch mit Martin darüber unterhalten und wir beide waren uns einig, dass wir das NIE hinbekommen würden: ich habe es einfach gemacht und ich habe es gerne gemacht.

Früher hat Papa auf uns aufgepasst und nun haben wir die Aufsicht übernommen. Und was haben Bine, Andi, Micha und ich gekämpft, besonders mit Ärzten und Krankenhäusern – nicht mit allen, aber sehr vielen.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nehme ich Abschied:
das lachende Auge, weil es ihm jetzt wieder gut geht, er keine Schmerzen mehr hat. Er ist jetzt wieder bei Mama, die er sehr vermisst hat.
das weinende Auge, weil ich jetzt schon vermisse und ihm noch so viele schöne Momente gegönnt hätte.

Er hat kurz vor Mamas Tod zu ihr gesagt: „Warte noch 2 Jahre, dann komme ich mit.“
Er hat Wort gehalten: Mama ist am 24.September 2015 gestorben

Papa, du fehlst mir jetzt schon, ich hab dich lieb

PS: hier noch ein Nachruf aus der Judowelt: NWJV

PPS: Ein großer Dank an alle, die ihn besucht haben: Nachbarn, Freunde, alte Kollegen von Henkel, Judokas
Das hat ihm sehr viel bedeutet

Straßenfest Rostocker Strasse

Heute hatten die „alten“ und neuen Nachbarn der Rostocker Straße zum Fest geladen. Alle haben die Daumen gedrückt, dass Papa so fit ist, dass wir ihn holen können, um ihm ein paar schöne Momente mit seinen Freunden und ehemaligen Nachbarn zu ermöglichen.

Und wir haben es geschafft: wir haben die Nachbarn überrascht mit Papas Auftritt bzw. Auf-„Roll“.

Es war sehr anstrengend für Papa und er wollte dann auch nach Hause – in sein Heim.

Danke für den schönen Nachmittag und besonderen Dank an Gisela für die Einladung und Emmi für die Hilfe am Tisch.

Burgfräulein für Papa

Nachdem wir mit Schmitti den Vormittag bei den Schafen verbracht haben, sind wir direkt mit ihm von Herdecke aus nach Hilden gefahren, um uns dort mit meinem Patenonkel und Papas Cousin Heinz-Otto zu treffen.

Im und am Haus Horst fand heute ein Gauklermarkt statt: Ritter, Zauberer, Falkner und auch Burgfräuleins lustwandelten im Park und so beschlossen wir – trotz doofem Wetters – mit Papa dorthin zu eilen; Heinz-Otto dachte sich, da ist was los und so stand er schon im Park, aus dem wir ihn erst einmal wieder raus lotsten.

Papa lag in seinem Bett. als ich ihm sagte: „Schau mal, wen ich dir mitgebracht habe..“ und er Heinz-Otto erkannte, strahlte er über sein ganzes Gesicht – was für ein schöner Anblick. Wir haben ihn dann auch schnell überzeugt, mit uns auf das Gauklerfest zu kommen. Also schnell den Pflegern Bescheid gegeben, dass sie ihn bitte anziehen und in den Rolli setzen und dann schoben wir auch schon los.

Ich habe mich beim Pfeil und Bogen schießen versucht und ich habe kläglich versagt: 2 mal vorbei und 1 mal oben drüber. Tja, mit mir würde jeder verhungern 😉 Apropos verhungern: nachdem Hütetraining hatte ich doch ein wenig Magen knurren und so gab es eine nette Portion Fleisch und Krautsalat für jeden, außer Papa, der das nicht so lecker fand: er bekam ein Stück Kuchen. Ist ja klar, was passiert, wenn wir drau0en unterwegs sind: es fing an zu regnen: Heinz-Otto war schon mit einem Schirm bewaffnet, lief aber zu seinem Wohnmobil, um noch einen Riesenschirm zu holen. Und was passiert, wenn man gut „beschirmt“ ist? Klar, es hört auf…

Irgendwann wurde Papa kalt und so sind wir in das Foyer des Haus Horst gegangen und haben da noch ein Getränk zu uns genommen. Irgendwann mussten Micha und ich los, da wir Bayanga und Rupi zu Hause gelassen hatten und die nun dringend Gassi mussten. Heinz-Otto ist noch geblieben, was mich und vor allem Papa sehr froh gemacht hat.

Leider haben wir für Papa KEIN Burgfräulein gefunden, eventuell nächstes mal 🙂

 

 

Ein Gebirge vom Herzen gefallen

Nachdem Bine und ich gestern im KKH auf der Intensivstation ein gutes Gespräch mit einem Arzt geführt haben und wir uns zu einigen Entscheidungen durchgerungen haben, sind wir beide wohl mit einem sehr schlechten Gefühl nach Hause gefahren. Papa war seit 2 Tagen nicht ansprechbar und er sah furchtbar aus.

Heute bin ich – nach telefonischer Anmeldung – etwas früher auf die Intensivstation gefahren. Papa lag immer noch im Tiefschlaf. Während ich mich wieder vermummte, brachte mich ein Pfleger auf den neuesten Stand der Dinge: MRSA ist bisher nicht bestätigt worden (Bitte bitte bitte – dieses -Vermummen ist ätzend), das Fieber ist runter. Er hat Schluckbeschwerden und sie haben Schwierigkeiten, ihm Tabletten und Essen und Trinken zu geben. Er hat eine Lungenentzündung, die evtl. daher kommen kann, dass beim „schlecht Schlucken“ Essen in die Luftröhre du somit in die Lunge gelangen kann…

Also bin ich in Komplett-Verkleidung ins Zimmer, habe mich neben ihn gesetzt, habe ihm Alltags-Geschichten erzählt und dabei Händchen gehalten. Gaaaanz langsam tauchten Seh-Schlitze im Gesicht auf und Mr. Unruhe kam zu sich. Irgendwann gingen die Augen auf und er starte mich an: daraufhin nahm ich mal meine Maske ab, damit er sehen konnte, wer ihm da die Ohren vollquatscht.

Danach wurde es lustig:
Ich: „Du bist im KKH, da du eine Lungenentzündung hast.“
Papa: „Wer sagt denn so’n Quatsch?“
Ich: „Die Ärzte.“
Papa: „Die haben keine Ahnung. Ich steh jetzt auf.“

Ich mutmaße, dass das Wojda-Dickkopf-Gen wieder aktiviert wurde.
Ein sehr gutes Zeichen.

Ich habe fast 1,5 Becher Wasser in ihn hineingeschüttet und der Pfleger bat mich zu versuchen Puddings, die extra für Menschen mit Schluckbeschwerden gemacht sind (wenn etwas in die Luftröhre und Lunge kommt, nicht ganz so schlimm, da auf Wasserbasis hergestellt) an ihn zu verfüttern: ich glaube, nach 2 Tagen des nicht-Essens, wurde es Zeit, dem Magen wieder etwas zu tun zu geben: beide Puddings verschwanden in einem seligen Papa, dem beim Essen wieder die Augen zufielen und dessen Magen wohlig knurrte, da er endlich wieder etwas zum arbeiten bekommen hatte.

Eigentlich hatte Papa mich vorher gebeten, ihm beim Wachwerden zu helfen – da er ja aufstehen wollte – das hatte sich nach dem Essen erledigt: erschöpft vom Essen ist er wieder eingeschlummert und ich habe mich – glücklich, wie schon lange nicht mehr – von ihm und der Intensiv-Crew für heute verabschiedet.

Das die Tage gezählt sind ist klar… ABER JETZT NOCH NICHT!!!