Ich hatte Papa versprochen, mit ihm eine große Runde durch den Wald zu drehen, wenn das Wetter mitspielen würde. Da Zawie Micha beim Wand verputzen half (D A N K E !!!!) und ich irgendwie überflüssig war, habe ich mir, trotz Rückenschmerzen und Müdigkeit, Schmitti geschnappt und bin so gegen 15.30 Uhr losgefahren.
Papa lag ziemlich zusammengekauert unter seine Decke. Als ich ihn fragte, ob er denn Lust hätte, mit uns spazieren zu gehen, willigte er sofort ein. Ich habe in etwas dicker angezogen, denn es wird wirklich herbstlich. Dann haben wir den Rollstuhl fertig gemacht und wollten los. Eine Schwester kam uns entgegen und war sichtlich nicht davon angetan, dass wir nun spazieren gehen wollten. ???? „Ihr Vater ist gefallen und ich möchte in röntgen lassen. Habe schon den Krankentransport angerufen.“
Ooookeeeeee?!? Daraufhin habe ich erst einmal Papa gefragt, ob er hingefallen ist: „Ja, bin ausgerutscht und feste auf den Kopf gefallen.“
Das sind Neuigkeiten, die man nicht hören möchte. Damit er trotzdem ein wenig frische Luft tanken konnte, sind wir dann einen kleinen Weg im Wald unterwegs gewesen. Dann wollte ich mit Papa im Aufenthaltsraum auf den Transport warten. Eine nette alte Dame war total entzückt von Schmitti, der alle Niedlichkeitsregister zog und sich puscheln ließ. Nebenan in einem Patientenzimmer fing dann eine Frau an zu schreien, als ob sie misshandelt würde: es war keiner im Zimmer, also zogen wir uns in Papas Zimmer zurück, wo wir einen weiteren Insassen Herrn R. auf Papas Bett sitzend vorfanden:
er hatte fein säuberlich seine Sandalen ausgezogen und sie ordentlich neben das Bett gestellt und wollte sich jetzt hinlegen; leider falsches Zimmer und falsches Bett… Ich habe ihn an eine Schwester übergeben, die ihm wieder die Schuhe anzog und ins richtige Zimmer führte.
Papa setze sich auf seinen Fernsehsessel, denn man stufenlos einstellen kann, damit er ein wenig fernsehen konnte…
Und dann fingen die Schmerzen an. Wer meinen Papa kennt, dass er verdammt hart im Nehmen ist. Wenn er wirklich sagt, dass er Schmerzen hat, wäre das für normale menschen unerträglich. Ich habe zig mal nachgefragt, wann denn endlich der Transporter kommt, alternativ wolle ich ihn ins KKH fahren. Nein, das ginge aus versicherungstechnischen Gründen nicht. Ja, das ist richtig, aber wenn man jemanden still leiden sieht, ist mir die Versicherung erstmal sch***** egal. Ich habe dann noch Abendbrot für Papa organisiert, denn wir wissen ja, wie lange ein Ambulanzaufenthalt dauern kann…
Nach gefühlt 1 Stunde kam der Krankenwagen endlich. Weiteres Problem: neben meinem Papa ist auch noch eine Dame gestürzt. Die Schwester hatte 2 Personen gemeldet. Die Krankenwagenfahrer sagten lapidar: Nö, passt nur ein Patient rein. Schmitti und ich standen schon als Empfangskomitee auf dem Flur, während die Jungs mit der Schwester diskutierten, wer denn nun schlimmer dran sei; da platzte mir der Kragen: „Anstelle zu reden, kommen sie doch hierhin und schauen ihn sich an“. Das half…
Schmitti knurrte die Jungs und vor allem die fahrbare Liege sehr böse an – guter Junge…
Als Papa – und nicht die Dame („Kein Platz mehr“) – endlich im Krankenwagen lag, sind wir direkt hinterher. Armer Schmitti: das hatten wir uns auch ganz anders vorgestellt.
Im KKH war Papa total verwirrt: er wollte immer wieder von der Liege aufstehen und ich musste ihm 100 mal sagen, dass er einfach nur liegen soll. Zwischendurch wurde er pampig – verständlich – aber er ist echt ein Schatz und dementsprechend würde ich das auch 10000 mal sagen…
Dann wurde er endlich geröntgt: ich musste der netten Dame helfen, Papa auf die Röntgenliege zu schieben.
Danke, an alle Manager, die nur noch die Kohle sehen, die mit KKH erwirtschaftet werden können, und den Menschen (Mitarbeiter UND Patienten) nur als notwendiges Übel sehen. Hoffentlich kommen sie oder ihre Angehörigen auch mal an einem schlimmen Abend in die überfüllte Notaufnahme!!!! Ich wünsche es ihnen aus tiefstem Herzen!!!
Zwischendurch habe ich ihn immer wieder gezwungen zu trinken: er glühte im Gesicht, die Hände waren warm und die Finger eiskalt…
Micha kam, um Schmittchen abzuholen, der schon seit Stunden im Auto (mit Saufnapf) gesessen hat. Er bekam dann auch die Besprechnung der Röntgenaufnahmen mit: „Hatte ihr Vater schon mal eine Verletzung der Wirbelsäule?“ „Nein, soweit ich weiß…“ Die Aufnahme zeigte Frakturen in mehreren Rückenwirbeln – gar nicht gut. Könnten aber evtl. alte Verletzungen sein: Papa hat sein ganzes Leben Judo gemacht. Ich sprach die Ärztin auf Papas Kopf an und fragte, ob da bitte auch eine Untersuchung stattfinden würde. Plötzlich ging auch noch direkt ein Schädel-CT. Dabei wurde eine kleine Blutung festgestellt.
Damit war klar: Papa nächtigt im KKH und da er so neben der Kappe war, wurde er auf die Intensivstation gebracht.
Mittlerweile war es 22.30 Uhr und ich wollte nur noch ins Bett. Mein Schaz wollte mir noch Essbares andrehen, ich entschloss mich, einen guten Macallen – Whiskysorte meines Bruders – zu mir zu nehmen…
Morgen sehen wir weiter….