und ist über die Regenbogenbrücke gelaufen…
Die Hitze hat dem alten Hund immens zugesetzt, aber er ist immer noch gutgelaunt mitge-„laufen“. Die Arthrose und die Spondylose haben dafür gesorgt, dass die Pfoten auch nicht mehr so funktionierten, wie der Opi und wir es uns gewünscht haben: manchmal, wenn die Hinterpfoten die Vorderpfoten überholt haben, haben wir einen kurzen Stopp gemacht, Rupi hat sich gesammelt und dann ging es langsam weiter.
Selbst am Montag ist er auf unserer Bachrunde noch mitgelaufen… Hauptsache dabei … und am Besten mittendrin … das war ihm immer wichtig.
Am Dienstag morgen ging es ihm sehr schlecht und ich wusste wirklich nicht mehr weiter: heulend stand ich auf der Straße und flehte Micha an, mir zu sagen, was ich machen soll. Das war wirklich das erste mal, dass Ruppert sich – nachdem er seine Geschäfte mit Hilfe von uns erledigt hatte – auf die Straße legte und der Gesichtsausdruck sagte:
es langt – ich kann nicht mehr
Viele Menschen werden jetzt sagen, der war doch schon alt, die Entscheidung muss doch – im Sinne des Hundes – leicht fallen… NEIN – dem ist nicht so. Alle Argumente, die der Kopf treffen wollte, wurden durch mein Herz außer Kraft gesetzt: dieser Hund bedeutet mir so viel, dass kann kein Mensch nachvollziehen. Ruppert hat mir das Leben gerettet – ohne ihn würde ich seit 14 Jahren die Adresse Friedhof haben. Andersherum habe ich ihm auch das Leben gerettet, denn das schwarze Monster wäre zum Wanderpokal geworden: er hätte solange zugebissen, bis er eingeschläfert worden wäre.
Wir haben uns damals gesucht und gefunden: an dem Tag, als dieser Hund ins Tierheim Velbert kam, habe ich schon gesagt: „Der ist es. Der kommt zu mir!“ und das habe ich auch durchgezogen. Oli sagte: „Können wir nicht was Einfacheres nehmen?“ Aber ich hielt an der schwarzen Bestie fest. Ich war Gassi-Gänger im Tierheim und lernte Ruppert seht gut kennen, mit allen seinen Macken – und er hatte einige. Das Tierheimpersonal traute sich an ihn gar nicht ran: abtrocknen und Zecken zeihen überließen sie mir. Geimpft wurde er durch die Gitterstäbe seines Zwingers, in dem man ihn an die Leine nahm, die Leine wurde durch die Gitterstäbe gezogen und Ruppert wurde mit der Leine an die Gitter gezerrt, wo er von der Tierärztin die spritze erhielt… Ja, der Kleene war schon ein lustiger Zeitgenosse 😉
Dann starb Oli und ich zog in eine Hunde-kompatible Wohnung, direkt um die Ecke meiner Arbeit: der Weg war frei für Rupi…
Als ich im Tierheim vorsprach, bekam ich zu hören, dass sie mir den Hund nicht geben wollten: „Sie wissen doch, wie der ist. Kommen sie ruhig jeden Tag hierhin du gehen mit ihm Gassi, aber sie bekommen ihn nicht“ …
Da stehste erst einmal da und bist baff, aber ich bin ja nicht auf den Mund gefallen und sagte ihnen, dass ich den Hund dann klauen würde, da ihn ja sonst keiner haben will; das wirkte…
So kam eine Vorbesichtigung und am 17.06.2004 habe ich Rupi zu mir geholt!!
Unsere Beziehung stand zwischendurch immer mal wieder auf Messers Schneide: wie oft wollte dieser Hund mich fressen – und ich ihn umbringen; besonders als Ruppert ganz im Anfang, nach Jonas geschnappt hat: Jonas wollte im Tschüß sagen, beugte sich über ihn, um ihn zu umarmen und da hat Ruppert aus Panik zugebissen… ich bin gestorben: worst case ever… :
danke an meine Engländer, dass ihr uns noch eine Chance gegeben habt und das Jonas ihm verziehen hat.
Wir haben beide voneinander gelernt und vor allem haben wir gelernt, einander zu vertrauen, oder ein Management aufzubauen, welches und beiden geholfen hat, normal miteinander umzugehen: der Maulkorb war unser ständiger Begleiter – bis ins sehr hohe Alter. Er ist in letzten Wochen hat er es ertragen, Hilfe anzunehmen und sich ohne Mauli tragen zu lassen, selbst von Micha.
Urlaub machten wir nur noch da, wo wir beide willkommen waren, Freunde, die Ruppert nicht mochten, mochte ich dann auch nicht mehr, Restaurants mit Hunde-Verbot bekamen mein Geld (und das Geld meiner Familie) nicht. Mein Tagesablauf richtete sich nach der Hundeuhr und ich wurde fit, denn was haben wir Kilometer gemacht, mein Herzhund. Sämtliche Wanderführer aus dem bergischen Land wurden gekauft und abgewandert, immer wieder neue Eindrücke für Hund und Frauchen. Wie viele Kilometer ist er in Rhein und Ruhr hinter seinem Igel hergeschwommen, hat seinen Igel aus reißenden Gewässern gerettet (und auch Spielzeug von anderen Hunden). Wie oft hat er mir geholfen, anderen Hunden zu helfen, in dem er als Therapiehund gearbeitet hat – auf den Punkt genau wusste er, was zu tun ist. Wie oft waren wir in Großbritannien unterwegs und hatten lustige Begegnungen mit Zöllnern, die ein wenig Angst vor dir hatten „Is it a nice dog?“ „Sometimes!“ und so lernte ich deinen Chip auszulesen, weil sich keiner an dich ran traute 🙂
Was haben wir für liebe Menschen und Hunde auf unseren Wegen kennengelernt, die immer noch zu meinen und seinen besten Freunden gehören/gehörten.
Ruppert war in schönen und schlechten Tagen an meiner Seite – IMMER (wenn es möglich war)
Er hat mir über Olis Tod und die schlimme Zeit danach geholfen, er war da als Martin im sterben lag – dieser Hund hat es fertig gebracht auf dem Friedhof auf die Wiese zu laufen, wo Martin beerdigt worden ist, und sich genau auf der Stelle zu wälzen, wo Martin liegt, jedes mal. Er war an meiner Seite, als ich Micha geheiratet habe – sogar mit Schlips. Er (und Connor) haben meiner Mama und vielen anderen alten Menschen im St.Hildegardis-Heim Freude geschenkt und uns Trost. Papa hat sich bsi zum letzten Tag immer gefreut, wenn wir mit allen Hunden bei ihm aufgetaucht sind: seine schönen Hunde !!
Ruppert hat auf mich aufgepasst: einmal hat Micha versucht, sich abends leise in seine Wohnung zu schleichen: Ruppert hat ihn so dermaßen angeknurrt, dass Micha das nie wieder getan hat. Mit Rupi habe ich mich auch getraut durch den dunkelsten Wald, die miesesten Ecken zu gehen: wir waren unschlagbar, unangreifbar.
Dann wurde mein Öpchen langsamer, die Pfoten wollten nicht mehr und die Energie wurde weniger. Das Powerpaket wurde handzahm, konnte aber immer noch aufdrehen, wenn er es für nötig hielt: z.B. bei unserer Hundefriseurin hat er 1 Stunde lang versucht uns beide zu fressen. Als er fertig war, schüttelte er sich den Stress ab und verlangte artig nach einem Leckerchen 🙂
Das Treppen steigen wurde zur Last und so trugen wir ihn die Treppen erst nur runter – rauf ging mit Hilfe noch – und dann in beide Richtungen. Er genoss es, bei uns im Bach zu stehen, uns beim Arbeiten, Schmitti beim Spielen zu zuschauen, zwischendurch seine Streicheleinheiten zu bekommen und dann wieder rein, auf sein Deckchen zu schleichen, um gemütlich einzuschlafen und selig zu schnarchen – ich vermisse das Schnarchen ganz dolle, es fehlt neben meinem Bett…
Das Fressen klappte auch nicht mehr so gut: Katzenfutter wurde immer bevorzugt, was dazu führte, dass Ruppert mehr die Katzenpötte leer macht und sein Essen in Schmitt verschwand, der nun dringend abnehmen muss 😉 So haben wir immer einen Klecks Katzenfutter auf sein Fleisch gepackt und ich habe ihn Häppchenweise gefüttert. Ich glaube, Rupi hat das Gefüttert werden genossen.
Gassi machen klappte bis zum letzten Tag einigermaßen. Rupi lief zwar ein wenig aus, meldete sich aber bis zum letzten Tag, wenn große Geschäfte anstanden und er gaaaanz dringend Pippi musste. Durch die Sp0ndylose lief er zum Schluss mehr aus, aber das haben wir mit eine schicken Rüden-Windel in den Griff bekommen – außerdem habe wir eine Waschmaschine.
Und dann kam der 31.08.: ich war schon lange nicht mehr so verzweifelt: was tun? Micha schlug vor zum TA zu fahren und eine externe Meinung einzuhören und dann ggf. den TA abends kommen zu lassen, um Ruppert dann gehen zu lassen. Diese Vorstellung erzeugte bei mir Gänsehaut: erst hin, dann wieder zurück und ihn noch bis abends leiden zu lassen, wollte ich auf keinen Fall. So entschlossen wir uns ganz schweren Herzens, Ruppert die Chance zu geben, selber einzuschlafen: wir trugen ihn auf sein Deckchen und ließen ihn schlafen; ich bin ein paar Stunden in die Firma gefahren, konnte mich so du so nicht konzentrieren und war mittags wieder zu Hause:
Rupi war ein Stück von seinem Deckchen gekrabbelt und atmete schon flach, aber sehr gleichmäßig. Ich ahbe kurz die anderen Jungs gelüftet und habe mich dann auf eine Decke neben Rupi gelegt, habe ihm noch ein wenig Wasser ins Maul und auf die Nase geträufelt, habe ihn gestreichelt und gekrault und habe heulend ihm viele Sachen erzählt. Jack kam zu mir uns rollte sich bei mir ein, roch an Rupi und blieb artig liegen, Schmitti kam und legte sich als Aufpasser in die Tür zwischen Esszimmer und Küche…
Und so lagen wir 4 auf dem Boden und ich erzählte Rupi aus unseren gemeinsamen Erinnerungen. Zwischendurch zuckte Rupi, wie im Traum mit seinen Pfoten, streckte mehrmals den Kopf nach hinten und atmete ruhig weiter, wurde aber immer langsamer. Seine schönen Augen zuckten und verdrehten sich, seine Vorderpfoten schlugen mehrmals nach hinten aus…
Dann fingen unsere kleinen Border an zu spielen und ich wusste, dass Rupi gegangen war: mein Herzhund ist über die Regenbogenbrücke gelaufen und ist nun wieder schmerzfrei jung und spielt mit seinen Hundekumpels, die schon alle vorgelaufen sind.
Mein geliebter Ruppert: ich sage D A N K E
… für 14(!) Jahre Vertrauen und Freundschaft
… dass du damals in mein Leben getreten bist und mich gerettet hast
… dass ich dich retten durfte
… dass du in vielen Dingen meinen Horizont erweitert hast
… dass ich durch dich so viele tolle Menschen und Hunde kennengelernt habe
… und DANKE, dass du am 31.07.2018 auf mich gewartet hast, damit ich deine Pfote halten konnte, wie versprochen, bis zum letzten Atemzug, mein Freund!