Ein wenig Grabpflege betrieben

Ja, wir sind nicht so die Friedhofsgänger. Das war auch er Hintergrund für Martins und Mamas Rasengräber.
Aber dieses mal habe ich Bürste, Nasstücher, Kerzen und Blümchen eingepackt und habe die Rundreise über die Friedhöfe gemacht.

Gestartet habe ich mit dem Schrubben in Beyenburg bei Marion:


 

 

 

 

Eigentlich wollten wir mit Papas Grabbepflanzung bis zum Frühling warten; aber es sah doch ganz schön doof und traurig aus, so eingefallen.

Also habe ich meinen nicht vorhandenen grünen Daumen angewendet, bin in den Blumenladen, habe alles was frostfest ist, eingepackt, habe meinen IKEA-Beutel mit Blumen und Schüppe vollgestopft und bin nach Itter gefahren.

Ich finde, dass ich das ganz gut hinbekommen habe 🙂 :


 

 

 

 

 

Als letztes hab ich noch Martins Stein geschrubbt: nun sieht man auch wieder die Ü-Punkte 😉

Bei Mama ist ja noch alles neu, da muss man noch nichts aufhübschen…

 

 

Werkeln am Feiertag

Da dachte Reiner, dass er zu uns kommt und ausspannen kann und was ist? Arbeiten muss der arme Kerl und das am Feiertag 🙂

Der nette Sturm hat doch einen morschen Baum bei uns umgeblasen. Den haben die Jungs zersägt und weggeräumt. Und dann war da noch der Weiden-Grünschnitt der endlich in die Erde musste: also alles in das Trecker-Körbchen geladen und rauf in den Garten. Da habe wir dann die Weidenstöcke in die Erde gepackt und hoffen nun, dass sie angehen. Denn Rest haben wir wieder in die Löcher der Weißdorn-Hecke gestopft.

Danke Reiner, darfst jederzeit wiederkommen 😉

 

Die Engländer waren da…

… leider nur kurz und das Frühstück wurde mehr ein BrUNCH, aber sie waren da und das war schön.

So gegen 14 Uhr mussten Susanne, Carsten, Livy und Jonas los, da sie nach Rotterdam zur Fähre fuhren, aber Simons Flieger nach Stockholm ging erst abends und so haben wir ihm noch Schmitti an den Schafe und die Feuerwache Herbringhausen gezeigt und da das Wetter es noch zuließ, ging es noch ins Eiscafe nach Beyenburg. Abends haben wir ihn dann zum Flieger nach Düsseldorf gebracht.

Das war ein schöner Tag und alle sind gut nach Hause/auf die Fähre gekommen….

Außerdem wurde ein Datum festgelegt: 23.09.2019 

 

 

Papas Beerdigung

Was hatte ich Angst vor diesem Tag…

Morgens haben wir unsere Gestecke von Ute abgeholt und sind dann zum Friedhof gefahren. Dort erwarteten uns schon wirklich viele Menschen, die alle von Papa Abschied nehmen wollten: Verwandte, seine Nachbarn und Freunde, Kollegen und viele Judokas. Papa hat in seinem Leben viele Laufbahnen von Menschen berührt; trotzdem war ich sehr gerührt, wie viele Menschengekommen waren.

Der Pastor hat eine wunderschöne Rede gehalten und einer der ersten Düsseldorfer Judo-Weggefährten – Hartmut Riedrich – hat einige Anekdoten aus Papas Leben erzählt – der Pastor musste ihn stoppen, sonst würden wir wahrscheinlich jetzt noch den Geschichten lauschen :-).

Es war eine schöne Trauerfeier und Beerdigung. Darf man das sagen?

Anstelle von Kränzen und Blumenschmuck, wurde für die SOS Kinderdörfer gespendet, was Papa immer sehr am Herzen lag.

Vielen lieben Dank für die lieben Worte, die schönen Erinnerungen, die Umarmungen und das Da-Sein von unseren Verwandten, den „alten“ Nachbarn, den Freunden und Kollegen und den Judokas. Ich denke, dass unser „Schleifen“-Spruch zutrifft: Papa, wir vergessen dich nicht und wir werden uns wieder sehen; dauert aber (hoffentlich) noch was…

 

 

Ein bisschen Angst vor morgen

Morgen ist die Beerdigung und umso näher der Termin rutscht, um so unausstehlicher – finde ich – werde ich. Danke Micha, dass du mich erträgst und danke Bine, dass du soviel vorbereitet hast.

Die letzte Woche ist wie in Watte verpackt verstrichen. Gut, dass wir bei uns soviel zu tun haben und so habe ich viel Hecke geschnibbelt und gestern haben Micha und ich olle Zaunpfähle mit dem Trecker rausgezogen; ich bin gefahren.

Das Hüten tut auch ganz gut, da ich dabei gut abschalten kann; außerdem sind Schmitti und ich am Samstag gelobt worden: wir würden das echt gut machen… Danke Frank, haben ja auch einen guten Lehrer.

Gestern bin ich sogar noch in die Firma gefahren, um etwas zu regeln. Micha bekam eine Führung, der Fehler wurde behoben und wieder etwas Zeit mit Arbeit und nicht mit Denken gefüllt…

Ich weiß, dass morgen nur eine Hülle beerdigt wird und das nicht Papa ist; der ist nun glücklich und frei, aber trotzdem bin ich so mit Gedanken voll, leider auch mit diesen doofen Gedanken, mit denen man sich selber quält: „Haben wir alles gemacht, dass es ihm gut ging?“
„Warum wurde er so gebeutelt? Das hat er echt nicht verdient.“

Warum ist die Banane krumm? Da muss ich noch von wegkommen, denn ich denke, dass Bine, Andi, Micha, die Hundejungs und ich ihm noch einige schöne, lustige Stunden bereitet haben.

 

Die Familie liegt nah beieinander

Wenn wir damals gewusst hätten, dass unsere Familie in so kurzer Zeit so viele Angehörige verliert, hätten wir damals evtl. anders geplant.
Wir haben uns damals für Rasengräber entschieden: pflegeleicht für die Eltern bei Martin und für Papa bei Mama.

 

So liegt Marin im Feld 44, Mama in 55.

Wir sind gestern mit unserem Bestatter und einen netten Herrn der Friedhofsverwaltung über den Friedhof spaziert und haben für Papa ein „nettes Plätzchen“ gefunden: zwischen Mama und Martin in Feld 48

Mein Papa hat es geschafft

Friedhelm Glückmann
18.12.1932 – 29.07.2017

Samstag morgen bekam ich einen Anruf aus dem Heim, dass es Papa nicht gut geht. Ob sie den Bereitschaftsarzt rufen sollen oder ihn direkt ins Krankenhaus bringen sollen… Bine und ich haben und vor kurzem mit einem Arzt darüber unterhalten, was wir tun sollen, aber ich wollte noch einmal mit Bine Rücksprache halten und rief sie an. 5 Minuten später rief ich das Heim zurück und eine Schwester teilte mir mit, dass Papa in den 5 Minuten ganz ruhig eingeschlafen ist……….

Auch, wenn wir schon darüber geredet haben und wenn man den Zerfall sieht und eigentlich weiß, dass die Zeit abzählbar geworden ist, war es trotz allem ein Schock: so schnell.

Wir wollten uns nachmittags bei ihm treffen und wieder mit ihm Eis essen gehen; das hat er geliebt. Bine war Freitag noch mit ihm im Cafe des Haus Horst. Da war es schon nicht gut drauf. Aber er hat sich immer für uns zusammen genommen, kein Klagen, kein Meckern. Er war so genügsam. Wir wollten ihm alles so angenehm , wie möglich machen und fragten ihn immer, ob er noch etwas bräuchte, ob er Wünsche hat. Nein, es war immer alles in Ordnung. Er hat nie zugegeben, dass er Schmerzen hat – und er muss Schmerzen gehabt haben: Oberschenkel-Halsbruch, Rückenwirbel angebrochen, wahrscheinlich einen wunden Hintern, vom ewigen Liegen, Nierenstein, etc. – aber er hat nie gejammert, hat eher noch seine „blöden“ Sprüche losgelassen……….

Die letzten Wochen waren für ihn echt schlimm, denn er konnte – warum auch immer – nicht mehr richtig schlucken; so schmeckt auch sein geliebtes Eis und Kuchen nicht mehr und Essen macht überhaupt keinen Spaß mehr. Und er hat gut und gerne gegessen: ein Lieblingsbild von mir ist, wie er im Heim seinen Teller mit Bütterchen bekommen hat, seinen Becher Tee (lieber als Kaffee) und dann, wie ein kleiner Junge, die Bütterchen gemümmelt und zwischendurch den Tee geschlürft hat. Dann sah er (fast) glücklich und sehr zufrieden aus.

Wenn ich bedenke, dass er erst letztes Jahr in seinem Haus gestürzt ist (13.Mai), einen Monat später ins Heim gekommen ist (13.Juni), bin ich entsetzt: Was? Das ist alles NUR 1 Jahr her?

Das Jahr war so vollgepackt mit einer Hoibsbotschaft nach der anderen: wie oft war der arme Kerl im Krankenhaus… Dann ging es leicht aufwärts und schon passierte wieder etwas Unerwartetes. Er rannte im Dezember noch mit seinem Rollator durchs Heim und mischte alle mit seiner guten Laune auf. Bei den Quiz-Veranstaltungen wurde er schon nicht mehr drangenommen („Herr Glückmann, lassen sie doch auch mal die anderen…“), ging aber trotzdem hin. Im Dezember wollten wir ihn zu einem Konzert von Bines Afrika-Chor abholen, hatten den Termin extra in seinen Kalender geschrieben: Zimmer dunkel, kein Papa da. die Schwestern meinten, dass er gerade noch beim Bingo gewesen wäre, aber jetzt? Keine Ahnung. also durchforsteten wir das Heim und fanden ihn mit einem Herrn und einer Dame gaaaanz hinten in einer der Kuschelecken beim Mühle spielen du wurden erstaunt mit den Worten „Was macht ihr denn hier?“ begrüßt. als ihm dann klar wurde, dass wir eine Verabredung zum Konzert haben, verabschiedetet er sich formvollendet du wir konnten endlich los. Beim Konzert ließ er es sich auch nicht nehmen stehend mit zu klatschen. Den Afrika-Chor hat er auch geliebt.

Ach, die Tränen steigen schon wieder hoch…

Wir hatten viele Auseinandersetzungen und zwischendurch habe ich echt geglaubt, dass wir das nicht mehr hinbekommen, aber die letzten Jahre hat sich viel geändert. Durch Mamas Krankheit und Papas Versuche, ihr zu helfen, ist unsere Beziehung ganz anders geworden. Ich hätte NIE gedacht, dass es mir nichts ausmacht, ihn an- und auszuziehen und andere pflegerischen Maßnahmen vorzunehmen. Ich hab mich damals noch mit Martin darüber unterhalten und wir beide waren uns einig, dass wir das NIE hinbekommen würden: ich habe es einfach gemacht und ich habe es gerne gemacht.

Früher hat Papa auf uns aufgepasst und nun haben wir die Aufsicht übernommen. Und was haben Bine, Andi, Micha und ich gekämpft, besonders mit Ärzten und Krankenhäusern – nicht mit allen, aber sehr vielen.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nehme ich Abschied:
das lachende Auge, weil es ihm jetzt wieder gut geht, er keine Schmerzen mehr hat. Er ist jetzt wieder bei Mama, die er sehr vermisst hat.
das weinende Auge, weil ich jetzt schon vermisse und ihm noch so viele schöne Momente gegönnt hätte.

Er hat kurz vor Mamas Tod zu ihr gesagt: „Warte noch 2 Jahre, dann komme ich mit.“
Er hat Wort gehalten: Mama ist am 24.September 2015 gestorben

Papa, du fehlst mir jetzt schon, ich hab dich lieb

PS: hier noch ein Nachruf aus der Judowelt: NWJV

PPS: Ein großer Dank an alle, die ihn besucht haben: Nachbarn, Freunde, alte Kollegen von Henkel, Judokas
Das hat ihm sehr viel bedeutet